BilderWechsel
Architekturfotografie die den Wandel zeigt.
Damals
Die historischen Fotografien der beiden Industrieanlagen hat der Fotograf Albert Renger-Patzsch Anfang der 1950er Jahre gemacht. Die Auftragsvergabe des Architekten Fritz Schupp an Albert Renger-Patzsch war von zwei Vorgaben abhängig: Keine Farbfotografien und ein Mensch käme im Bild höchstens als Staffage, als Maßstab in Frage.
„Unter den Protagonisten der Neuen Sachlichkeit steht der Fotograf Albert Renger Patzsch (1897 – 1966) wohl wie kein anderer Künstler für das Prinzip des ordnenden Blicks. Sein stilbildendes Schaffen folgte rigoros der selbstgestellten Aufgabe, in der Fotografie dem Wesen des Gegenstandes nachzugehen.“
,Albert Renger Patzsch definierte die Komposition seiner Bilder entsprechend: „Vor der Aufnahme ist für mich eine genaue Bildvorstellung unerläßlich. (…) Ich gehe dabei von der Wirklichkeit als Raum aus. Dieser Raum soll als Ausschnitt so beschaffen sein, daß er auf die Ebene projiziert eine geordnete Bildfläche ergibt. Er muß so beschaffen sein, daß er nicht als Ausschnitt empfunden wird; es muß durch ihn ein neuer Bildorganismus entstehen, der vom Zufälligen gänzlich befreit erscheint.“
Heute
Stefan Sobotta fotografierte die historischen Fotos nahezu deckungsgleich nach. Da es keine Aufzeichnungen gibt, welche Kameras und Objektive Renger-Patzsch einsetzte, muss es bei einer möglichst dichten Annäherung bleiben. Eingesetzt wurde dabei eine digitale Mittelformatkamera und ein Tilt-Shift-Objektiv. Alte und neue Bilder wurden bereits bei der Aufnahme auf einem Laptop überlagert, um eine möglichst große Deckung zu gewährleisten.
Neben diesen Fotos entstanden weitere Aufnahmen in denen Stefan Sobotta seine eigenen Ausschnitte der Architektur erfasste. Am Rammelsberg kam ihm für diese Arbeit die cororonabedingte Schliessungsphase des Museums zugute. Auch seine Bilder zeichnen sich durch das Fehlen von Menschen und die klare Konzentration auf die Baukörper aus.
Welterbe
Der Rammelsberg ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Das gesamte Weltkulturerbe umfasst eine Fläche von über 200 km² zwischen Goslar und Walkenried und wird von der Stiftung UNESCO-Welterbe im Harz betreut.
Albert Renger-Patszch
Albert Renger-Patszch. Selbstportrait. Reproduziert in “Eine neue Künstler-Gilde: Der Fotograf erobert Neuland”. UHU 6, no. 1 (October 1929). Courtesy Ann und Jürgen Wilde. © 2014 / Artists Rights Society (ARS), New York / VG Bild-Kunst, Germany
Albert Renger-Patzsch wird am 22. Juni 1897 als jüngster von drei Söhnen geboren. Sein Vater begeistert ihn schon früh für die Fotografie. Nach dem Abitur und dem Militärdienst im Ersten Weltkrieg beginnt Albert Renger-Patzsch ein Chemiestudium, dass er abbricht um Auftragsarbeiten als Fotograf ausführen zu können. Er hat Anfang der 1920er Jahre Kontakte zum Kreis um Karl Ernst Osthaus und der Folkwang-Schule. Ab Mitte der 1920er Jahre publiziert Renger-Patzsch erste Fotobücher u.a. von Lübeck. Im Auftrag der Fagus-Werke in Alfeld fertigt er eine umfangreiche Fotodokumentation zur Architektur des ersten Fabrikbaus des Bauhausgründers Walter Gropius an.
Seit 1932 arbeitet er mit den Industriearchitekten Fritz Schupp und Martin Kremmer zusammen. Im Zweiten Weltkrieg nimmt er Aufträge zur fotografischen Dokumentation großer deutscher Industrieunternehmen und der NS-Rüstungsorganisation Todt an.
Nach 1945 arbeitet Renger-Patzsch weiterhin für Fritz Schupp und dokumentiert für ihn Zechenarchitektur im Ruhrgebiet.
Albert Renger-Patzsch stirbt am 27. September 1966 in Wamel bei Soest.
Stefan Sobotta
Foto: Günter Beer, Margreid 2018
Stefan Sobotta wird 1968 in Goslar geboren. Schon während seines Studiums an der HBK Braunschweig beschäftigte sich Stefan Sobotta mit der Darstellung des Wandels der Zeit mit den Mitteln der Fotografie. Bei Prof. Michael Ruetz lernte er dessen Arbeiten zum Wandel der Zeit und deren Sichtbarmachung in der Fotografie kennen.
Stefan Sobotta arbeitet in vielfältigen Feldern, als Fotojournalist und als Storyteller ist es sein Ziel Geschichten zu erzählen, Dinge und Inhalte erlebbar und erfahrbar darzustellen. Fotos entstehen bei ihm nicht in Massen, sondern als einzelne Werke. Den Ort besuchen, nachdenken, Standorte finden. Dann erst wird die Kamera aufgebaut und das Bild gemacht.
Mit BilderWechsel zeigt er, wie der Ort der Arbeit sich entwickelt hat, aufbauend auf den Arbeiten von Albert Renger-Patzsch.