Rammelsberg // 02
Blick von Süden auf die in den Hang des Rammelsbergs gebauten Gebäude der Erzaufbereitungsanlage, 1953 / 2020. Der Zementsilo für den Versatz und ein neues flaches Gebäude für eine neue Lampenstube und die Grubenwehr sind die wesentlichen baulichen Veränderungen, die in den 67 Jahren, die zwischen beiden Bildaufnahmen liegen, an diesem Standort geschehen sind.
Neue Aufbereitungstechniken und neue Energieversorgungssysteme führten bis 1935 immer entlang der Werkstrasse in Nord-Süd-Richtung zum Bau weiterer Gebäude. Für die Aufbereitung des geförderten Erzes standen seit Ende des 18. Jahrhunderts einzelne Einrichtungen in der Nähe des Mundloches der Tagesförderstrecke zur Verfügung. In einer Sieb- und Klaubeanlage oberhalb des Mundloches wurden die Aufbereitungsarbeiten ab 1910 zusammengefasst und diese Anlage bestimmte bis zu ihrem endgültigen Abriss 1942 das Aussehen des südlichen Teils der Tagesanlagen. Die Materialschuppen, Holzlagerflächen und Magazine wurden noch unsystematisch nach Bedarf angelegt.
1936/37
Ein Teil der von unten nach oben am Hang des Rammelsbergs aufgebauten Gebäude der Erzaufbereitung sind schon fertiggestellt. Im Vordergrund sind die Gebäude der alten Tagesanlagen, z.T. sehr unsystematisch angeordnet, zu sehen.
1905/06 erhielt das Erzbergwerk Rammelsberg ein historistisches Gebäude mit Turm und romanisch anmutenden Fenstern, die Kraftzentrale, die bis heute am authentischen Standort die werkseigenen Werkstatteinrichtungen von der Aufbereitungsanlage am Westhang des Rammelsbergs trennt. Die Kraftzentrale wurde gebaut, um an einer zentralen Stelle über Tage eigenen Strom mittels Dampfmaschine zu erzeugen. Ähnlich wie im Ruhrgebiet wurde die Kraftzentrale, als Energieversorgungseinrichtung, ein Herzstück der Bergwerksanlage.
1935
Ansicht vom südlichen Werkstor auf die alten Tagesanlagen mit der 1905/06 gebauten Kraftzentrale in der Bildmitte. Die ersten Bauarbeiten am Hang des Rammelsbergs für die Gebäude der neuen Erzaufbereitung sind schon ausgeführt.
Ein Hauptproblem des Erzbergwerkes Rammelsberg bildete bis Anfang der 1930er Jahre die Aufbereitung der Erze. Die feinkörnige Verwachsung des Erzes mit dem umgebenden Gestein machte die Anwendung aller bis dahin bekannten Erzaufbereitungsverfahren ineffizient, denn das Erz konnte bei sinkenden Weltmarktpreisen in der Weltwirtschaftskrise nur unrentabel vom tauben Gestein getrennt werden. Die seit Mai 1933 eingesetzte und dem NS-Regime treu ergebene Betriebsleitung des Erzbergwerkes, unter dem Geschäftsführer der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke Bergrat Dr.Ing. Paul Ferdinand Hast und dem Betriebsleiter des Erzbergwerkes Rammelsberg Dr.Ing. Hans Hermann v. Scotti, wies in der Berliner Reichskanzlei im Kreis hochrangiger Politiker der NSDAP im Juni 1934 auf die Notwendigkeit der geplanten technischen Innovation mit der Einführung einer Schwimmaufbereitung (Flotationsanlage) hin. Nur damit könne die wirtschaftliche Lage des Bergwerks verbessert und der Bedarf an Zink, Blei und Kupfer aus deutschen Erzen ermöglicht werden. Dieses Gespräch war der Beginn einer Entwicklung die ab 1935 mit dem Titel `Rammelsbergprojekt´ umschrieben wurde und neben der Erzförderung den Aufbau einer Zinkhütte in Harlingerode und die Verbesserung der Bleiverhüttung in Oker umfasste. Innerhalb kurzer Zeit wurden 29 Millionen Reichsmark in das Rammelsbergprojekt und in die Modernisierung der Förderung und Verhüttung der Rammelsberger Erze investiert.
1951
Blick von Süden auf die an den Hang des Rammelsbergs gebauten Gebäude der Erzaufbereitungsanlage
Das Bergwerk wurde durch das Rammelsbergprojekt nicht nur technisch und organisatorisch auf den neusten Stand gebracht, sondern es wurden seine Übertageanlagen in nur wenigen Jahren nahezu komplett umgestaltet, so dass fast alle wesentlichen Werksabteilungen nun funktional aufeinander abgestimmt und architektonisch zu einer großen Einheit verbunden waren. Schupp / Kremmer führten hierbei die Oberaufsicht über die gesamte Gestaltung der Gebäude und wachten penibel über die Umsetzung ihrer detaillierten Pläne.